Sonntag, 17. Februar 2013

Geburtstag in Rot und Blau

Heute wird der Kosovo fünf Jahre alt.
Nächstes Jahr kommt er in die Schule...




Klina bekennt Farbe: Rot-schwarz für die Flagge Albaniens und blau-gelb-weiß für die der Republik Kosovo.

Samstag, 16. Februar 2013

Versprechen



Schenkt man der Bibel übermäßigen Glauben, so sind die Sprachen, die wir sprechen, eine Strafe Gottes. Weil die Menschen in Babylon den Unerreichbaren zu erreichen abzielten, einen Turm bis in den Himmel, wo er hause, zu bauen begannen, strafte er sie mit unterschiedlichen Sprachen. Ein fürchterliches Sprachenwirrwarr und kein Google Translator weit und breit. Kein Verstehen – keine Verständigung. Missverständnis. Uneinigkeit, Streit und ein unvollendeter Turm als Vorbild für nicht fertigstellbare Bahnhöfe und Flughäfen.

Pädagogisch gesehen ist das kompletter Schwachsinn! Welcher Vater, der Ruhe vor seinen sicherlich etwas nervigen, jedoch friedlichen Kindern haben will, bringt sie auf die Idee, sich zu streiten, zu schlagen und an den Haaren zu ziehen?
Fremdsprachen machen Fremde aus eigentlich Gleichen. Hießen sie doch Anderssprachen und würden lediglich Andersartigkeit schüren!

Verstehen schafft Verständigung, schafft Verständnis.
Um zu verstehen, lerne ich jetzt Albanisch, die Sprache, die 90 Prozent der kosovarischen Bevölkerung neben Serbisch, Bosnisch und Romanes sprechen.
Albanisch klingt wie Deutsch wenig sanft und abgebrochen, ohne fließende Sprachmelodie wie die Sprache der Franzosen oder Italiener. Lateinische Wortstämme, von den Römern mitgebracht, bekamen türkische und slawische Nuancen von Osmanen und Serben. Das Ergebnis ist ein vokalarmes Rauschen von tsch zu schje, abgehakt durch Ks und dieses verflixte R, das auszusprechen ich erst nach drei doppelten Raki in der Lage bin.

Gjuha jonë sa e mirë!
Sa e ëmbël, sa e gjerë!
Sa e lehtë, sa e lirë!
Sa e bukur, sa e vlerë!

Unsere Sprache, wie gut!
Wie süß, wie breit!
Wie leicht, wie frei!
Wie schön, wie wertvoll!
Naim Frashëri, albanischer Schriftsteller

Drei mal pro Woche gibt mir ein Mädchen aus dem Jugendcenter Albanischunterricht. Wohin ich gehe, nehme ich mein kleines Notizbuch mit, schreibe auf, was ich höre, was ich lese. Abends schlage ich meinen gesammelten Wortschatz im Internetwörterbuch nach und versuche, mir grammatikalische Zusammenhänge zu erschließen. Nicht scheuen, drauf los zu sprechen. Und immer wieder nachfragen, fragen, fragen, fragen. Ja, es ist wirklich Arbeit, in kurzer Zeit eine vollkommen neue Sprache zu lernen und es strengt an, unter ständiger wachsamer Spannung zu stehen, wenn ich aus dem mich umgebenden Wortschwall wie mit einem Metalldetektor schon bekannte Wörter herauszuhören versuche, unbewusste Mimiken und Gestiken interpretiere, um einen Sinn zu erahnen. Doch es ist eine große Chance, eine Sprache zu erlernen, wenn man beinahe ausschließlich von ihr umgeben ist. Ich liebe den Moment, ab dem Sprache anfängt, logisch zu werden!

Wenn man so will und linguistisch einen ähnlich fanatischen Schaden hat wie ich, kann man die vielen verschiedenen Sprachen, mögen sie Gott, die Evolution oder der Klapperstorch auf die Erde gebracht haben, als Geschenk ansehen.
Weil sie unser kulturelles Leben mit ihren unterschiedlichen Klangfarben, der sich daraus nährenden Poesie und der Literatur bereichern.

Und weil sie uns Aufschluss geben über die Geschichte ganzer Völker, über Identitäten und Werte.
So nennen die Albaner etwa ihr Land nicht Albanien, so wie die Deutschen von Deutschland und nicht von Germania sprechen, sondern Shqipëria. Abgeleitet vom albanischen Wort für Adler – shqiponja –, dem die albanische Flagge zierenden Nationalsymbol des sehr stolzen Volkes.
Außerdem zeigt die albanische Differenzierung von Onkel und Tanten in väterlicherseits (Vaters Bruder: axhi, Vaters Schwester: halla) und mütterlicherseits (Mutters Bruder: daja, Mutters Schwester: tezja), welchen hohen Stellenwert Familie und Verwandschaftsbeziehungen einnehmen.
Und noch etwas fällt auf: Wie die Albaner selbst, denen ich bisher begegnet bin, ist auch ihre Sprache sehr freundlich zu Ausländern. Weder drei Artikel wie im Deutschen, noch eine komplexe Liste grammatikalischer Ausnahmen, machen die Sprache allzu schwer. Besonders, da die Kosovo-Albaner im Gegensatz zu ihren Volksbrüdern in Albanien einen nahezu grammatikfreien Dialekt sprechen.
Bei aller Liebe zur deutschen Sprache gedenke ich in dieser Minute all jenen, die mehr oder weniger freiwillig Deutsch als Fremdsprache, pardon, als Anderssprache lernen.

„Sprache, das hab ich gelernt,
 kann in ihrer Einfachheit begeistern,
wenn man sie nur ernst nimmt.“
Pierre Jarawan, Poetry Slamer

Sonntag, 10. Februar 2013

Wo ich jetzt zuhause bin

Wo ich jetzt zuhause bin, geht Herbst in Winter in Frühling über.
Sonnenschein über kargen, märzensgleichen Landstrichen betupft Äcker, Wiesen, Baumgruppen rotbraun, grünbraun, goldbraun. Umzingelt von Hügeln und von Bergen, irrationalen Bergen. Wo kommen diese Alpen jeden Tag her? Ich erschrecke regelmäßig vor ihnen, wenn sich die um sie herum sammelnden Wolken auflösen, die Berge aber stehen bleiben. Spitz und kantig mit so klaren Schneekonturen.


Wo ich jetzt zuhause bin, in der kleinen Stadt Klina, ist es eigentlich nicht hübsch.
Auf uneben gepflasterten Fußwegen, mit Schlamm geteerten Pfaden sammeln sich Pfützen, Autos platschen hindurch, nehmen Einheitsfarbe an. Daneben kaum andere Farben, vom in stachligem Gestrüpp klemmendem Plastikmüll abgesehen. Unverputzte Rohbauhäuser gehen backsteinfarben Ton in Ton ineinander über. Wäscheleinen spannen klitschnasse weiße, schwarze, gestreifte Unterhemden über zwei Schritt breite Balkone. Eine Kirche mit zwei Türmen, eine Moschee mit zwei Minaretten, irgendwo dazwischen ziert Mutter Theresa fromm einen Kreisverkehr. Buschige, schwarze Hühner tapsen über zaghaftes Frühlingsgras in Stadtrandgärten, morgen ist dieses vielleicht wieder für einige Stunden mit Schnee bedeckt.
Hübsch ist Klina tatsächlich nicht. Und doch liegt etwas in der Luft, das ich schön finde. Diese dörfliche Kleinstadtidylle. Wenn der Muezzin sein kurzes Lied erklingen lässt, wenn ich mit „Grüßgott!“ empfangen werde, wenn sonntags junge Familien und alte Ehepaare am Flußufer entlang spazieren, wenn mir eine Viertelstunde vor Sonnenuntergang ein kleines, dunkelhaariges Mädchen entgegen gehüpft kommt, so wie ich vor zehn Jahren, wenn ich vom Spielplatz nachhause kam, dann funkelt Klina einfach in einem so schönen verträumten Charme.


Samstag, 2. Februar 2013

This is the beginning



Open the boxes, unpack what you own.
Hang up some posters and make this a home.
Walk down the stairs and open the door.
Look at the things you’ve never seen before.

This is the beginning, of anything you want.
This is the beginning…
This is the beginning, of anything you want.
This is the beginning…

Get on the buses, learn numbers and names
Your eyes are the camera, your heart is the frame
Hum a new song as you walk down the streets,
Soon they'll be full with friends and memories.

This is the beginning, of anything you want.
This is the beginning…
This is the beginning, of anything you want.
This is the beginning… 
 
 
Boy: This is the beginning